29.05.2021

Damiano Caruso glänzt an der Alpe Motta

Bei der letzten Bergankunft des Giro d’Italia krönte Damiano Caruso die raffinierte Strategie vom Team Bahrain Victorious mit dem Etappensieg an der Alpe Motta. Dank diesem Erfolg sollte dem Sizilianer der 2. Platz in der Gesamtwertung im abschießenden Einzelzeitfahren in Mailand kaum noch zu nehmen sein.

Dass Damiano Caruso den zweiten Ruhetag vom Giro d’Italia als Zweiter der Gesamtwertung verbringen durfte, hatte so niemand erwartet. Auch er selbst nicht, denn schließlich war der erfahrene Sizilianer bei dieser Grand Tour angetreten, um seinem Kapitän Mikel Landa zum Sieg zu verhelfen. Doch dieser musste in der 5. Etappe nach einem Sturz leider verletzt aufgeben. Das Team Bahrain Victorious ließ sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen, und Caruso wuchs in den folgenden beiden Wochen in die Kapitänsrolle hinein und über sich hinaus. Spätestens nach dem zweiten Ruhetag zeigte er, dass er sich diese Platzierung auf dem Podest einer großen Landesrundfahrt redlich verdient hat. Dabei strafte er auch all jene Lügen, die ihm vorhielten, zu defensiv zu fahren und nie in den Angriff zu gehen.

Die zweitletzte Etappe des Giro d’Italia führte über die beiden Pässe San Bernardino und Splügen zur Alpe Motta. Zunächst hielt sich das Team Bahrain Victorious zurück und seinen Kapitän mit vereinten Kräften aus dem Wind. Als drei Fahrer vom Team DSM in der Abfahrt vom San Bernardino angriffen, setzte Pello Bilbao diesem Trio nach - mit Damiano Caruso am Hinterrad. Bis zum Ende der Abfahrt hatten die beiden den Anschluss geschafft, und diese Aktion lieferte ein Polster von rund 40 Sekunden auf die übrigen Mitfavoriten mit Ausnahme von Romain Bardet. Daran änderte sich auch am Splügen und bis zum Fuss des Schlussanstiegs  nichts. In diesem Schlussanstieg gab Pello Bilbao nochmals alles, ehe Damiano Caruso die letzten sechs Kilometer zusammen mit Romain Bardet in Angriff nahm.

Zwei Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung dieser beiden auf die Gruppe mit der Maglia Rosa noch 18 Sekunden. In ebendieser Gruppe bekundeten aber einige der schärfsten Rivalen Carusos Probleme, um das Tempo der Ineos Grenadiers mitgehen zu können. Darum blieben Angriffe aus dieser hochkarätigen Gruppe komplett aus. Damiano Caruso ließ seinen letzten Begleiter unter dem 2-Kilometer-Bogen stehen und konnte seinen Vorsprung bis ins Ziel sogar nochmals leicht ausbauen. So durfte er an der Alpe Motta den größten Erfolg seiner langen Karriere feiern, und zugleich konnte er seinen 2. Platz in der Gesamtwertung weiter konsolidieren.    

Nur 24 Stunden zuvor hatte die Situation noch weniger günstig ausgesehen: Am Schlussanstieg nach Alpe di Mera hatte Damiano Caruso wie die meisten anderen Sieganwärter auch keine Antwort auf eine Attacke von Simon Yates. Bis ins Ziel, das er auf Rang 4 erreichte, verlor Caruso 32 Sekunden auf den Briten, der zudem für seinen Etappensieg zehn Sekunden Bonifikation einstrich. Dadurch sank der Vorsprung von Caruso auf seinen nächsten Verfolger auf nur noch 20 Sekunden. Denn Yates hatte bereits im Finale der 17. Etappe, welche Caruso auf Rang 5 beendete, angegriffen und 50 Sekunden auf Caruso gut gemacht.

104. Giro d’Italia, 20. Etappe: Verbania - Valle Spluga/Alpe Motta, 164km
1. Damiano Caruso, ITA/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, in 4:27.53 Stunden

2. Egan Bernal, COL, + 0.24
3. Daniel Martinez, COL, + 0.35

Gesamtwertung vor dem abschließenden Einzelzeitfahren:
1. Egan Bernal, COL, in 85:41.47 Sekunden
2. Damiano Caruso, ITA/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, + 1.59
3. Simon Yates, GBR, + 3.23