NON-STOP FROM THE PYRENEES TO THE SEA

Es erstaunt mich immer wieder, wie viel Freiheit ein Fahrrad verleihen kann. Nach vielen Jahren auf dem Rad – ob im Renneinsatz oder in der Freizeit – entdecke ich dieses Gefühl immer wieder aufs Neue. Während des langandauernden Lockdowns in Spanien wusste ich, dass mich im Anschluss nur ein richtiges Abenteuer glücklich machen würde. Um für diesen Tag gut gerüstet zu sein, plante ich eine 200 km lange Tour von meinem Heimatort in den Pyrenäen bis ans Meer. Dabei wollte ich mich fast ausschließlich auf Nebenstraßen und unbefestigte Pfaden fortbewegen, um Gegenden zu erkunden, die ich noch nie zuvor befahren hatte. Während meiner Profi-Karriere bestimmten Trainingspläne und ein Rennkalender meinen Tag. Mein „Ruhestand“ gibt mir jetzt viele Gelegenheiten, mich in kleine Abenteuer zu stürzen und einfach nur Spaß zu haben. Natürlich fahre ich immer noch recht viel: Alte Gewohnheiten schüttelt man nicht so einfach ab und ich genieße es einfach sehr, lange und intensiv im Sattel zu sitzen. Was ich heute aber sicherlich noch mehr zu schätzen weiß: Was für eine unglaubliche Freiheit ein Fahrrad bietet.

Der erste Lockdown in Spanien dauerte sehr lange und war hart. Die Bewegungsfreiheit außerhalb der eigenen vier Wände wurde stark eingeschränkt. Als sich im Sommer die Lage etwas entspannte, wollte ich diese Freiheit unbedingt nutzen und einen ausgiebigen Tag im Sattel verbringen, um auf Erkundungstour zu gehen. Welches Bike aus meinem „Arsenal“ könnte sich dazu besser eignen als das SILEX, das schnelles und komfortables Fahren auf Asphalt mit beeindruckenden Trail-Fähigkeiten kombiniert. Bei der Planung meines „großen Tagesausflugs" sah ich mir viele Optionen an und entschied mich schließlich dafür, von meinem Heimatort in den Pyrenäen bis zum Küstenort Sant Feliu de Guixols (Tossa de Mar) am Rande des Mittelmeers zu fahren.

Da ich die Strecke schon viele Male mit meinen SCULTURA gefahren bin, hatte ich eine grobe Vorstellung von dem, was mich erwartete. Natürlich gab mir das SILEX die Möglichkeit, wann immer möglich, auch auf unbefestigtes Terrain auszuweichen. Bereits bei meinen ersten Fahrten auf dieser Strecke – ausschließlich auf asphaltiertem Wege –, bemerkte ich kleinere Straßen, Pfade und Radwege, die parallel zur Hauptroute verliefen. Das stimmte mich zuversichtlich, die Strecke mit einigen Off-Road-Elementen kombinieren zu können. Schließlich bin ich Mountainbiker. Während die Route auf Asphalt bereits atemberaubend schön ist, würde ich mit den geplanten Abstechern noch mehr in die Landschaft eintauchen können. Voller Spannung und Aufregung wollte ich all die kleinen Ecken entdecken, denen ich in der Vergangenheit nie viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, weil Prozente, Watt, Trittfrequenz und Intervallzeiten im Vordergrund standen.

Vor meiner Tour montierte ich eine Satteltasche und eine Rahmentasche am SILEX. Das verschaffte mir genug Platz für ausreichend Verpflegung, Kleidung, Licht und alles Essentielle. Nicht zu vernachlässigen für eine Non-Stop-Fahrt über mehr als 200 km. Um genügend Tageslicht für die 221 km zu bekommen, war ein früher Start unausweichlich. Ich ging deshalb früh schlafen, um Energie für mein Abenteuer zu tanken. Die Aufregung vor meinem „Fahrradabenteuer“ fühlte sich fast so an, wie die Vorbereitung auf ein großes Rennen. Früh am Morgen machte ich mich auf den Weg. Ein knackig frischer Sommermorgen erforderte eine zusätzliche Schicht Klamotten. Nachdem die Beine langsam warm waren, erfasste mich eine Welle voller Euphorie: Der „große Tag draußen“ hatte endlich begonnen. Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug. Schnell fand ich meinen Rhythmus und konnte die Vielfalt und Schönheit der vorbeiziehenden Landschaft vollkommen genießen.

Es dauerte nicht lange, bis ich in Sant Joan de les Abadesse die historische gotische Brücke aus dem Jahr 1138 überquerte, die am äußersten Rand der Pyrenäen liegt. Ein gutes Stück meines Weges hatte ich also bereits hinter mir. Als ich aus der Stadt herausrollte, befand ich mich, nahe der Stadt Olot, im Zentrum der Provinz Girona, die für ihre herrliche Naturlandschaft und ihre Vulkane bekannt ist. Das SILEX gab mir auf meiner Tour dabei stets die Möglichkeit, direkt in die Kultur und die auf den ersten Blick verborgenen Eigenheiten der Städte einzutauchen. Es erlaubte mir außerdem, so spannende Wege wie die Via Verda zu entdecken, eine Schotterstraße, die sich in Richtung Küste durch eine atemberaubende Landschaft zieht. Als ehemalige Eisenbahnlinie wurde die Route früher dafür genutzt, um Textilien aus den Tälern der Pyrenäen an die Küste zu transportieren.

Auf der Via Verda entdeckte ich die wunderschöne und sehr bekannte Fahrradstadt Girona, ein echtes Highlight meiner Reise. Die historische Kathedrale, das alte Stadtzentrum, die vielen Restaurants und Cafés sowie die sehr lebendige Fahrradkultur beeindruckten mich nachhaltig. Mit Beginn der letzten Etappe meiner Reise erfüllte mich ein inneres Gefühl der Zufriedenheit, das mich wieder an meine Rennsporttage erinnerte. Sich von den Pyrenäen ans Mittelmeer aufzumachen und schließlich die Zehen ins Salzwasser einzutauchen, war eine unglaublich bereichernde und erfüllende Erfahrung. Die genauen Details meiner Tour: Distanz 221 km, 147 km flach, 30 km Steigungen, 44 km Abfahrten. Eine Mischung aus Asphalt- und Schotterstraßen sowie der Via Verda aus komprimiertem Sand. Die komplette Tour dauerte, einschließlich einiger Kaffeepausen, 9 Stunden und 25 Minuten, die reine Fahrzeit 7 Stunden und 45 Minuten. Ich hoffe sehr, dass ich Sie selbst zu einem kleinen oder großen Fahrradabenteuer anregen konnte. Probieren Sie es aus, machen Sie selbst die Erfahrung, die Welt um Sie herum aus dem Sattel eines Fahrrads wahrzunehmen.

NON-STOP VON DEN PYRENÄEN BIS ANS MEER

EINE GRAVEL-TOUR MIT JOSÉ HERMIDA