02.11.2021

Gunn-Rita Dahle Flesjås Top-Tipps fürs erste XC-Rennen

Cross Country beziehungsweise XC ist eine der ersten Mountainbike-Disziplinen überhaupt und wohl auch eine der härtesten. Dabei wird auf sich ständig verändernden Offroad-Kursen bergauf und bergab um Positionen gekämpft. Kraft, Ausdauer, ausgeprägte technische Fähigkeiten, ein kühler Kopf sowie ein scharfes taktisches Kalkül sind dafür unverzichtbar – ganz zu schweigen von dem harten, ganzjährigen Training.

Niemand weiß besser als Gunn-Rita Dahle Flesjå, MERIDA-Botschafterin und eine der erfolgreichsten Mountainbikerinnen und Radsportlerinnen aller Zeiten, wie man all diese Fähigkeiten zusammenbringt. Mit 20 Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften ist sie die perfekte Ansprechpartnerin für uns. Wir haben euch die fünf besten Tipps für diejenigen zusammengefasst, die selbst in den XC-Sport eintauchen möchten...

Überprüfe deine Ausrüstung einen Woche vor dem Rennen. Keine neuen Komponenten am Tag vor dem Rennen!“
Bei einem XC-Rennen bist du voll und ganz auf deine Ausrüstung angewiesen. Kleinigkeit, wie ein verpasster Schaltvorgang oder eine abgesprungene Kette, können das Ergebnis komplett verhageln. Es ist essenziell, dass dein Bike in tadellosem Zustand ist. Ist dem nicht der Fall, erledige alle Reparaturen oder tausche entsprechende Komponenten mit viel Vorlauf zum Renntag, um sicherzustellen, dass alles perfekt funktioniert, bevor du zur Startlinie rollst.

Wenn du Komponenten wie Lenker und Vorbau tauschst oder du deine Position auf dem Bike veränderst, solltest du genügend „Testzeit“ einplanen, um sicherzugehen, dass du dich mit dem neuen Setup auch wohlfühlst. Wenn du nach 30 Minuten eines zweistündigen Rennens feststellst, dass die neue Sitzposition schlimme Rückenschmerzen verursacht oder dass dein Mechaniker es versäumt hat, einige Schrauben festzuziehen, die sich in der ersten Runde lösen, verdirbt dir das den Tag.

Lege einige Intervalltrainingseinheiten auf einer XC-Strecke ein. Allein oder mit Freunden.“
Intervalltraining in der Ebene sowie am Berg sollte zwar ein wesentlicher Bestandteil deines Trainings sein, die „Probe des Ernstfalls“ ist jedoch essenziell, wenn es darum geht, dein Leistungsvermögen entsprechend anzupassen. Im Training ist es vollkommen in Ordnung, dich an einem Anstieg komplett auszupowern, im Rennen musst du jedoch danach auch noch eine Abfahrt gut über die Bühne bringen. Zu wissen, wie stark man sich verausgaben kann ohne Fehler zu machen, ist eine wichtige Fähigkeit, die man nur durch Erfahrung erlernen kann − warum also nicht ein „Wettrennen“ unter Freunden auf deiner Heimstrecke veranstalten oder einfach versuchen, eine neue schnellste Runde zu fahren? Nur dann bekommst du ein Gefühl dafür und lernst Dinge, die du sonst nicht in Erfahrung bringst...


„Lass dich am Start nicht stressen und gerate nicht in Panik, egal was in der ersten Hälfte der Runde passiert.“
In der ereignisreichen ersten Runde eines XC-Rennens kann viel passieren. Wenn man sich vom Stress überwältigen lässt und den Blick auf das Wesentliche verliert, kann das oft zu einem Sturz führen oder dazu, dass man „überpowert“. Das Ausblenden dieser Gedanken wird dich davor bewahren, einfache, aber kostspielige Fehler zu machen; eine Lücke ins Feld zu fahren ist nicht einfach, wenn alle vor Adrenalin strotzen, kann aber ein Rennen sehr schnell beenden. Warte auf Fehler anderer und nutzen diese − nicht umgekehrt.

Notiere dir nach deinem ersten Rennen, wo du dich stark und wo du dich weniger stark gefühlt hast. Arbeite im nächsten Training an diesen Fähigkeiten.“
Ein echter Pro-Racer zeichnet sich dadurch aus, dass er seine Leistung ständig analysiert und Möglichkeiten zur Verbesserung erkennt. Wenn du ehrlich zu dir selbst bist und dir notierst, wo du gut warst und wo es noch Potenzial gibt, kannst du entsprechend trainieren. Du konntest im Sprint nicht mithalten oder hast in technischen Passagen an Boden verloren? Passe dein Training entsprechend an.

Ebenso wichtig ist es, die eigenen Stärken zu kennen. Wenn du gut im Downhill bist, gib kurz vor der Abfahrt noch einmal richtig Gas. Die Wahrscheinlichkeit ist dann höher, gut durchzukommen und nicht hinter langsameren Fahrerinnen oder Fahrern festzuhängen. Wenn dir Anstiege Kopfzerbrechen bereiten, du aber im Flachen gut unterwegs bist, solltest du deine Stärken dort ausspielen und versuchen anzugreifen. Notiere dir, ob deine Taktik aufgegangen ist − dann kannst du in Zukunft auf den richtigen Plan zur richtigen Zeit zurückgreifen.

Denk beim ersten Rennen nicht an das Ergebnis, sondern versuch einfach, jeden Sektor in jeder Runde besser zu fahren – genieß die Erfahrung.“
Mountainbike-Rennen können körperlich und mental sehr fordernd sein. Sich selbst unter Druck zu setzen, ist daher das Letzte, was man am Anfang braucht. Denk nicht an das Ergebnis, versuch vielmehr jeden 100-Meter-Abschnitt der Strecke so gut wie möglich zu fahren, Fehler aus den vorherigen Runden zu korrigieren und sich jedes Mal ein bisschen zu verbessern.

Vergiss nicht, dass du aus Spaß fährst – nur dann genießt du die Zeit auf deinem Bike, selbst unter dem Druck eines Rennens.

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